Allgemein

Koschneiderei (polnisch: Kosznajderia) ist die umgangssprachliche Bezeichnung für ein Gebiet südöstlich der polnischen Stadt Konitz (Chojnice), das bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weitgehend von einer deutschsprachigen Bevölkerung bewohnt wurde.

Während der Zugehörigkeit des Gebiets zum Königreich Preußen bzw. später zum Deutschen Reich (von 1772 bis 1918 und von 1939 bis 1945) war die Koschneiderei ein Teil des Landkreises Konitz im Regierungsbezirk Marienwerder in der preußischen Provinz Westpreußen.

Joseph Rink: Die Koschneiderei 1926

Zur Koschneiderei gehörten die folgenden Dörfer (deutsche Bezeichnungen; heutige polnische Bezeichnungen in Klammern dahinter):

  • Abrau (Obrowo)
  • Annafeld (Nowa Wieś)
  • Blumfelde (Niwy)
  • Damerau (Dąbrówka)
  • Deutsch Cekzin (Ciechocin)
  • Döringsdorf (Doręgowice)
  • Frankenhagen (Silno)
  • Görsdorf (Ogorzeliny)
  • Granau (Granowo)
  • Groß Zirkwitz (Duża Cerkwica)
  • Harmsdorf (Jerzmionki)
  • Henningsdorf (Angowice)
  • Jakobsdorf (Zamarte)
  • Lichnau (Lichnowy)
  • Mosnitz (Moszczenica)
  • Obkaß (Obkas)
  • Osterwick (Ostrowite)
  • Petztin (Piastoszyn)
  • Schlagenthin (Sławęcin)
  1. Ursprünglich gehörten zur Koschneiderei nur 7 Dörfer: Frankenhagen, Osterwick, Petztin, Deutsch Cekcin, Granau, Lichnau und Schlagenthin. In den Verzeichnissen der Starostei Tuchel vom Jahr 1565 u. 1664 bildeten diese Dörfer eine ausdrücklich erwähnte Einheit.

  2. Infolge der Besiedlung von Abrau mit Bauern aus Frankenhagen und Lichnau wurde dann Abrau als 8. Dorf zur Koschneiderei gezählt. Damit ist die eigentliche und ursprüngliche Koschneiderei sowohl räumlich als auch völkisch umgrenzt, d.h. deutsch, katholisch, enge verwandtschaftliche Bindungen zwischen den Bewohnern der 8 Dörfer und eine gemeinsame Sprache, derKoschneider Mundart.

  3. Während der Zeit des Kulturkampfes und hier insbesondere durch die Gründung des "Katholischen Volksvereins für die Koschneiderei und Umgebung" im Jahre 1872 mit Sitz in Osterwick wuchs die Koschneiderei aus ihrem räumlich begrenzten Gebiet heraus und umschloss nun auch die Dörfer Damerau, Groß Zirkwitz, Obkaß und Gersdorf.  Die Bewohner dieser 4 Dörfer sind mit jenen der 8 zuerst genannten Dörfer stamm- und sprachlich verwandt. Der Begriff Koschneiderei wurde in folgenden Jahren (besonders in Zeitungen) etwas missgedeutet. Als Koschneider verstand man nun alle katholischen Deutsche der Kreise Konitz, Schlochau und Flatow.

  4. Seit etwa 1920 dient der Name Koschneider als Sammelname für 19 räumlich zusammenhängende Dörfer mit deutscher Muttersprache. Jetzt wurden zu den 12 vorher gennanten Dörfern auch noch hinzugerechnet: Henningsdorf, Mosnitz, Döringsdorf, Harmsdorf, Jakobsdorf, Blumenfelde und Annafeld.

 Die Besiedlung ging zunächst von dem Landesherrn aus:

  • Landesherr Deutsche Orden: Zinsdörfer Deutsch Cekzin, Frankenhagen, Granau, Lichnau, Osterwick, Petztin und Schlagenthin.
  • Landesherr Erzbischhof von Gnesen: Erzbischhöfliche Dörfer Damerau, Obkaß und Groß Zirkwitz.
  • Landesherr adelige Gutsherren: Adelige Dörfer Görsdorf, Blumenfelde, Jakobsdorf und Harmsdorf
  • Landesherr Jesuiten: Jesuitendörfer Henningsdorf, Mosnitz und Döringsdorf